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Klimaschutz in der Gemeinde Wie geht das?

Kli­ma­schutz in der Gemeinde – wie geht das?

Er küm­mert sich um Sola­r­pa­nels am Bal­kon, LED-Lam­pen in den Schu­len und den Aus­bau von Fahr­rad­s­tra­ßen: Chris Scheer ist Kli­ma­schutz­ma­na­ger der Stadt Her­bolz­heim. Die Klein­stadt im Schwa­rz­wald gehört damit zu den Vor­rei­te­rin­nen, denn zwei Drit­tel der Kom­mu­nen in Baden-Würt­tem­berg erle­di­gen den Kli­ma­schutz „neben­her“ – ohne Kli­ma­schutz­ma­na­ger oder -mana­ge­rin. Was macht Her­bolz­heim anders und wo hakt es noch? Wir haben nach­ge­fragt.

 

Herr Scheer, was sind Ihre Auf­ga­ben als Kli­ma­schutz­ma­na­ger?

2018 wurde in Her­bolz­heim ein Kli­ma­schutz­kon­zept fer­tig­ge­stellt, das ver­schie­dene Maß­nah­men bein­hal­tet. Als Kli­ma­schutz­ma­na­ger bin ich dafür ver­ant­wort­lich, dass diese Maß­nah­men umge­setzt wer­den, ins­be­son­dere in den Berei­chen Mobi­li­tät oder Ener­gie. Ein gro­ßer Punkt ist auch die Öffent­lich­keits­a­r­beit. Wir müs­sen unsere Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mit­neh­men, infor­mie­ren und im bes­ten Fall bera­ten.

Wel­che Maß­nah­men bein­hal­tet das Kli­ma­schutz­kon­zept?

Wir erstel­len bis Ende des Jah­res ein Mobi­li­täts­kon­zept. Hier wurde erst­mals fest­ge­stellt, wie viele Fahr­zeuge über­haupt auf den Her­bolz­hei­mer Stra­ßen fah­ren, wie viele Fahr­rad­fah­rende und wie viele Fuß­gän­ge­rin­nen und Fuß­gän­ger unter­wegs sind. Auf der Haupt­straße fah­ren zum Bei­spiel täg­lich immer noch 10.000 Autos – und das in einer Stadt mit 11.000 Ein­woh­nen­den!

Dann über­le­gen wir: Was bie­tet sich an, um zum Kli­ma­schutz bei­zu­tra­gen? Wenn wir das Thema Fahr­rad neh­men: Wo sind die Über­gänge von Ver­kehrs­flä­chen, also von einer Stra­ßen­seite zur ande­ren? Oder: Wo kön­nen wir das Tem­po­li­mit run­ter­schrau­ben? Es geht darum, dass mehr Men­schen vom Auto aufs Fahr­rad umstei­gen.

Wel­che Maß­nah­men sind kon­kret geplant?

Die Geschwin­dig­keits­be­gren­zung in der Haupt­straße soll von 50 km/h wei­test­ge­hend auf 30 km/h her­un­ter­ge­setzt wer­den. Dadurch erhöht sich das Sicher­heits­ge­fühl für Fahr­rad­fah­rende. Außer­dem wol­len wir Fahr­rad­s­tra­ßen ein­rich­ten. Aber das sind alles sehr lang­wie­rige Pro­zesse.

Seit die­sem Jahr ist Her­bolz­heim För­der­kom­mune der Initia­tive Rad­KUL­TUR. Wel­che Akti­o­nen haben Sie durch­ge­führt?

Wir machen die­ses Jahr eine Rad­Check-Tour­nee. An bis­her vier Ter­mi­nen sind Mecha­ni­ke­rin­nen und Mecha­ni­ker in die Gemeinde gekom­men und haben kos­ten­los Fahr­rä­der repa­riert. Außer­dem waren wir die­ses Jahr, wie auch schon in den letz­ten Jah­ren, beim STADT­RA­DELN dabei. Danach fand die Rad­Bo­nus-Aktion statt. Hier hat Her­bolz­heim den Ein­zel­han­del ein­ge­bun­den: Wenn die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mit dem Fahr­rad zu den Ein­zel­händ­lern gefah­ren sind und an der Kasse ihr Rad oder ihren Helm vor­ge­zeigt haben, beka­men sie einen Stem­pel in eine Stem­pel­karte. Mit der konn­ten sie am Ende an einem Gewinn­spiel teil­neh­men.

Wie wurde das STADT­RA­DELN in den letz­ten Jah­ren von der Bevöl­ke­rung ange­nom­men?

400 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger neh­men am dies­jäh­ri­gen STADT­RA­DELN teil. Bei 11.000 Ein­woh­nen­den gibt es da noch viel Stei­ge­rungs­po­ten­zial. Auch im Gemein­de­rat machen erst ein Vier­tel der Mit­glie­der mit. In der Ver­wal­tung könnte auch noch ein biss­chen mehr gehen. Da muss man die Leute noch stär­ker moti­vie­ren.

Was wür­den Sie sich von der Poli­tik wün­schen?

Kli­ma­schutz sollte zur Pflicht­auf­gabe der Kom­mu­nen wer­den. Es braucht jeman­den, der sich der Sache annimmt. Klar, Kli­ma­schutz kann irgend­je­mand in der Gemein­de­ver­wal­tung so neben­bei mit­ma­chen, aber dann bleibt Vie­les lie­gen. Wenn es nach mir ginge, wür­den wir noch eine Mobi­li­täts­ma­na­ge­rin oder einen Mobi­li­täts­ma­na­ger ein­stel­len, die oder der sich kom­plett der Rad­KUL­TUR in Her­bolz­heim annimmt

 

För­der­kom­mu­nen

Die Initia­tive Rad­KUL­TUR unter­stützt in jedem Jahr zahl­rei­che Kom­mu­nen dabei, den Rad­ver­kehr vor­an­zu­brin­gen. Gemein­sam orga­ni­sie­ren sie Mit­mach­ak­ti­o­nen, Infor­ma­ti­ons­an­ge­bote und nütz­li­che Ser­vices. Die 14 För­der­kom­mu­nen 2023 ste­hen unter www.rad­kul­tur-bw.de/rad­kul­tur-vor-ort.

 

STADT­RA­DELN:

Beim inter­na­ti­o­na­len STADT­RA­DELN tre­ten jedes Jahr Kom­mu­nen gegen­ein­an­der an. In Teams erfas­sen Fahr­rad-Fans drei Wochen lang alle gera­del­ten Kilo­me­ter. Alle Infor­ma­ti­o­nen gibt es unter www.stadt­ra­deln.de.

 

Laura Gra­bow­ski